Strategien werden mittelfristig formuliert und wirken damit mehrere Jahre in die Zukunft hinein.
Da wir die Zukunft aber nicht kennen, neigen wir oft dazu sie linear aus der Vergangenheit heraus abzuleiten. Entsprechend gegenwartsorientiert fällt dann die Strategieformulierung aus.
Dem dänischen Physiker Niels Bohr wird das Zitat „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ zugeschrieben. Lustig und wahr zugleich!
Kaiser Wilhelm II verdanken wir ein noch lustigeres Zitat: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Man stelle sich vor, eine Strategie auf einer derart katastrophal falschen Prognose aufzubauen …
Um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie „groß“ eine Strategie gedacht werden sollte, kann man den Prozess einfach mal umdrehen: wie anders sah die Welt vor 5 Jahren aus?
Wenn man in 2012 eine Internationalisierungsstrategie formuliert hätte, so wären Brexit und Trump darin nicht vorgekommen, um hier der Einfachheit halber nur einmal die politischen Rahmenbedingungen zu betrachten.
Niemand hätte Brexit und Trump voraussagen können (und wollen)! Aber wenn es überraschenderweise so gekommen ist, kann man sicher nicht einfach stur an der ursprünglichen Strategie festhalten.
Manche Unternehmen tun aber genau das, weil sie meinen, Strategiearbeit müsse man sich nur alle 5 Jahre antun.
Schon Napoleon Bonaparte‘s Motto war: „On s’engage et puis on voit“ („man fängt einfach mal an und sieht dann, was zu tun ist“). Die strategische Ausgangslage ändert sich dauernd, weil man nicht allein ist auf der Welt. Das betrifft nicht nur die oben beispielhaft angesprochenen Rahmen-bedingungen, sondern auch und vor allem die Art der Wettbewerbsreaktionen.
In ein Schachspiel geht man auch mit einer Basisstrategie. Nach einigen Zügen des Gegners kann man erahnen, wie erfolgreich bzw. erfolglos diese Basisstrategie sein wird. Gegebenenfalls muss sie leicht adaptiert, vielleicht auch in Teilen modifiziert, eventuell auch durch eine andere Strategie ersetzt werden.
Mit jedem Zug, um beim Schachbeispiel zu bleiben, wird die Zukunft begreifbarer und die Strategie damit berechenbarer.
Strategien müssen
– laufend anhand der sich verändernden Realität überprüft
– nichtlinear bzw. „groß“ gedacht
werden.
Strategien, die nur die Gegenwart „verlängern“ (vgl. Wilhelms Pferd) oder als mechanistischer Plan daherkommen, verdienen ihren Namen nicht!
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